Montag, 6. Januar 2014

[REVIEW/ DEUTSCH] Guilty Crown



Spoilerfrei.
Spoilerwarnung für die Kommentarsektion.

Nun ist es an der Zeit für mich über Guilty Crown zu sprechen. Guilty Crown ist ein Shonen, Romance, Science Fiction, Mecha Anime vom Oktober 2011 und lief im Spätabendprogramm von Fuji TV.



Meine erste Begegnung war, trotz des Hypes 2011, erst im Sommer letzten Jahres (2013). Es lief im deutschen Fernsehen vor Black Lagoon. Zu der Zeit waren Ferien, also hab ich es mir nicht nehmen lassen beides mit einem guten Freund zu gucken. Allerdings haben wir meistens bei Guilty Crown gequatscht um danach in Ruhe Black Lagoon zu gucken. Und, der schlechte Mensch der ich nun mal bin, hat die paar Szenen, die ich richtig mitbekommen habe gleich als schlecht bezeichnet. Das war natürlich nicht fair und somit nahm ich mir vor, es vollständig und in Ruhe zu schauen.


Zunächst aber etwas zu der Produktion. Guilty Crown wurde von Production I.G. animiert. Der Director ist  Tetsurō Araki, der durch Black Lagoon, Death Note und Shingeki no Kyojin bekannt geworden ist. Screenwriter ist Hiroyuki Yoshino, der unteranderem Mai-Hime und die dazugehörigen Spin-offs geschrieben hat. Außerdem hat er bei Code Geass: Lelouch of the Rebellion R2 als Assistent mitgeschrieben. Musikus war im Fall von Guilty Crown Hiroyuki Sawano. Er schrieb unteranderem für Shingeki no Kyojin und Blue Exorcist die Musik.
Das besondere an Guilty Crown ist, dass es weder auf einer Light Novel noch auf einem Manga basiert. Es ist eine komplett eigene Story von Production I.G. Inzwischen gibt es jedoch einen Manga, der dann logischerweise auf dem Anime basiert.

Ein gewisser Hype ist also nachvollziehbar. Alles bekannte Gesichter in der Branche, die schon bei größeren Anime mitgearbeitet haben.


Shu Ouma und Inori Yuzuriha

Kommen wir nun aber zum Plot von Guilty Crown.

Seit dem Ausbruch des Apocalypse Virus an Weihnachten 2029 herrscht in Japan Chaos. Diese Katastrophe, welche später mit dem Namen Lost Christmas in die Geschichte einging, konnte Japan nicht alleine eindämmen. Damit Japan nicht unter dem Chaos und den Aufständen kollabiert wurde das GHQ geschickt, um weitere Gefahren einzudämmen. Im Jahr 2039 regiert das GHQ Japan mit eiserner Hand und unterdrückt die Bevölkerung. 

In dieser Prämisse lernen wir Shu Ouma kennen. Ein High Schooler, Mitglied in einem Klub und wie viele andere ein Fan der Internetgruppe EGOIST. Wie es das Schicksal so wollte lernt er das Idol der eben genannten Gruppe kennen, wenn auch nicht auf dem typischsten Weg. Als Shu eigentlich seine Pause alleine in einem heruntergekommenen Gebäude verbringen möchte findet er Inori Yuzuriha dort vor. Sie wird kurz daraufhin von Soldaten des GHQ gefangen genommen. Daraufhin lernt Shu den Anführer einer terroristischen Gruppe namens Funeral Parlor kennen. Und schon bekommt Shu seine erste Aufgabe von ihrem Anführer Gai: Er muss Inori retten und damit auch ein kleines, mysteriöses Gefäß zurückholen. Zwar schafft er es Inori zu retten, jedoch zerbricht das Gefäß und er wird mit dem mysteriösen Inhalt, dem Void Genom infiziert. Dies verleiht ihm die Macht der Könige und erlaubt ihm, mit seiner rechten Hand in die Herzen seiner Mitmenschen zu greifen und eine Waffe herauszuziehen. 
Diese kommen in den unterschiedlichsten Formen und ragen von Schwertern bis zu alles öffnenden Kameras. Trotz beziehungsweise wegen dieser Kräfte wird Shu in eine neue Lage versetzt, die ihm nicht gefällt. Das Schicksal seiner Freunde, Funeral Parlors und Japans lastet auf seinen Schultern.
 
Funeral Parlor
Und das ist wohl jetzt der Augenblick in dem ich mir Feinde machen werde. Die Ideen von Guilty Crown sind zwar gut, aber nicht gut umgesetzt worden.

Der Anime fängt zwar rasant an, lässt aber auch genauso rasant nach. Nach den ersten beiden Folgen wird es ruhig, bis auf die obligatorische Kampfszene in der uns unterschiedliche Voids gezeigt werden. Es schwankt zwischen Slice of Life und School Romance. Die Subplots, die entstehen um andere Charaktere einzuleiten und auf eine gewisse Art und Weise zu etablieren, sind schlicht und ergreifend nicht spannend. Die zweite Hälfte hingegen ist das komplette Gegenteil. Der Umschwung kommt nicht etwa schleichend. Eher galoppiert er hinein und man muss sich damit abfinden, dass es jetzt in eine andere Richtung geht. Gerade die zweite Hälfte konnte ihre Wirkung bei mir nicht entfalten, weil ich mich schlicht und ergreifend nicht für die Charaktere interessieren konnte. Weitere Nebenelemente wie Fanservice oder auch der Romanceplot zwischen Shu und Inori sind da, weil es von einem Anime heutzutage verlangt wird.

Desweiteren hatte ich bei Guilty Crown stets das Gefühl alles bereits gesehen zu haben. Was auch zu teilen stimmt. Plotelemente, Motivationen und sogar ganze Plottwists gab es in anderen Animes bereits (am prominentesten sind Code Geass und Neon Genesis Evangelion vertreten) mit dem Unterschied, dass sie dort besser verpackt und ausgeführt wurden.

Ebenfalls starke Probleme habe ich mit den beiden Hauptcharakteren Shu und Inori. Beide schaffen es nicht sich über ihren Stereotyp hinaus zu entwickeln. Was nicht heißen soll, dass sie sich gar nicht entwickeln. Sie entwickeln sich allerdings nur, weil die Geschichte es von ihnen verlangt. Besonders schlimm ist es bei Shu. Er wird dem Zuschauer als jemand beschrieben, der Gefühle und Menschen nicht versteht. Er hat Zweckfreundschaften und nutzt Menschen aus, um ein einfaches Leben zuführen. Dazu kommen später noch Stimmungsschwankungen. Nachdem er merkt was er getan hat versinkt er in Depressionen, nur um danach als Diktator weder aufzuerstehen. Er ist also wie ein Blatt im Wind. Zu Inori kann man nicht viel mehr sagen, weil sie ein Rei Ayanami Klon ist. Wirklich, das war’s.
Der oben kurz genannte Romanceplot zwischen den beiden ist nicht ganz nachvollziehbar und wirkt wie Vieles gezwungen. Ich kann es vom Prinzip her nachvollziehen, jedoch werden im Endeffekt zu wenige, wirklich bindende Augenblicke der beiden gezeigt und das obwohl sie allen anderen das Rampenlicht stehlen.
 
Gesamter Guilty Crown Cast
Der Nebencast ist ebenfalls nicht allzu stark entwickelt, weil sie keine Chance dazu hatten. Hintergrundgeschichten sind wenig bis gar nicht vorhanden und Motivationen bleiben ebenfalls unerforscht. Trotzdem möchte ich sagen, dass es diese Charaktere waren die mich ein wenig drangehalten haben.  

Die Antagonisten sind zu Beginn interessant, besonders Segai und Daryl. Allerdings nur zu Beginn. Segai ist zwar immer prominent, jedoch scheint er wie der Rest der Antagonisten „böses“ zu tun, weil es das ist was Widersachen nun mal so machen und Daryl wird einfach mal für zig Folgen vergessen, nur um einer (nicht nachvollziehbaren) Charakterentwicklung zu unterlaufen, um danach wieder in sein altes Charakterbild zu passen.

Allerdings möchte ich auch Positives sagen. Die Charakterdesigns sind schön, wenn auch simpel. Das relativ normale Design sorgt auch dafür, dass es einen Hauch von Realismus bekommt, was anhand des Settings ganz sinnvoll ist.  Durch einen übergelegten Filter bekommt es weiterhin eine leicht futurische Aura, was wiederum die Atmosphäre unterstützt. Die Umgebung ist schön und wirkt lebendig, wenn sie es soll und die später zerstörten Gebäude spiegeln die Tristesse gut wieder. Besonders schön sind die Kämpfe und das imposant inszenierte Herausziehen der Voids. Ebenfalls nicht schlecht, aber nicht ganz so schön sind die Endlaves, die Mechs des Anime. Bei den Endlaves fehlt die Vielfalt. Es gibt zwei oder drei, die sich von Rest des einheitlichen Designs abheben.

Ebenso schön ist der OST. Wobei hier das erste Opening MyDearest von supercell mein Highlight ist. Der OST unterstreicht mit ruhigen Pianoklängen oder auch rockigen Songs die jeweilige Stimmung äußerst gut. Ebenfalls haben einige Vocalsongs ihren Platz in den Soundtrack gefunden. Zum Reinhören empfehle ich ßios und Hill of Sorrow. Oder Genesis. Oder hört euch gleich alles an.
Die japanischen Stimmen finde ich auch hier wieder gut. Die deutschen Stimmen hingegen kann man nicht als gutes Beispiel aufführen. Oftmals unangebracht emotionslos und die Stimmenfarben passen auch nicht immer. Passen diese sind Aussprache und Betonung fragwürdig. Klare Empfehlung sich Guilty Crown mit japanischem Dub anzugucken.


So ist Guilty Crown zwar ein audiovisueller Schmaus, lässt jedoch im Storytelling und Charakterentwicklung mehr als stark nach. Zwar hat es ein paar Highlights, jedoch sind diese selten und über die 22 Folgen verteilt. Halbwegs interessante Nebencharaktere, deren Potenzial verschenk wird, ein wenig Amnesie und so ziemlich jedes nur erdenkliche Anime Klischee wurden ebenfalls mit eingearbeitet. Plus Logiklücken und einige nicht erklärte Handlungen und Ereignisse.

Trotz alledem ist Guily Crown kein schlechter Anime. Nein, dafür gibt es andere Anime, die wirklich schlecht sind. Es ist in seiner Gesamtheit nur unsagbar durchschnittlich und sagt mir nicht zu. Sollte man sich jedoch eines Tages dazu entscheiden eine Remake-Staffel von Guilty Crown zu produzieren, würde ich sie mir ansehen. Eine zweite Staffel wohl weniger.
Sollte man sich dennoch entscheiden mal reinzuschauen, empfehle ich die ersten 4 Folgen und so merkwürdig das klingen mag,  Folge 11 bis ungefähr 13. Danach sollte man abwägen, ob es einem zusagt oder nicht.

Spoilerwarnung für die Kommentarsektion.

2 Kommentare:

  1. Hm... vielleicht bewerte ich Animes nicht so hart wie du, oder ich hab noch nicht genug gesehen, um von dem, was ich gesehen habe, gelangweilt zu sein.
    Mir hat Guilty Crown sehr gut gefallen, angefangen bei der Musik, der visuellen Umsetzung (ich steh irgendwie auf den Zeichenstil, weiß auch nicht) und auch der Handlung.
    Ich fand Shu gar nicht so sehr in seine Rolle gepresst... er war eher wegen seines ursprünglichen Charakters mit der Situation unglaublich überfordert und hat deshalb auch dementsprechend reagiert. Er wusste mit den Situationen nicht umzugehen und ist letzendlich an sich selbst verzweifelt und hat depressive Züge angenommen, bis er sich dann entschloss Verantwortung zu übernehmen, was er ebenfalls übertrieben hat, weil er's nicht besser wusste und wohl auch sein "ich" schützen wollte, da wirklich radikale Maßnahmen ergriffen worden sind. In den Gesprächen mit Inori wusste er jedoch, dass er für das, was er tut bestraft werden wird. So hab ich mir das zumindest gedacht (oder eventuell auch schön geredet ^^ ich weiß es nicht).
    Bei Inori finde ich es hart, sie als einfachen Rei-Clon zu bezeichnen. Da Inori (quasi als leere Hülle erschaffen), durch die Ereignisse, Personen und die Dialoge gelernt hat, was es bedeutet ein Mensch zu sein. Sie entwickelt Gefühle und lernt zu lieben, weil es das ist, was uns menschlich macht... (vielleicht auch wieder schön geredet). Des Weiteren spürt man auch deutlich ihr Leid, welches sie durch den Kontrollverlust ihres Körpers/Seins (wegen ****) hat. (Sternchen wegen Spoiler und so...).
    Mich haben Shu und Inori sehr ergriffen, wohingegen ich dir recht geben muss, dass sie den Nebencharakteren mehr Spielraum hätten geben können. Wobei ich Hare eigentlich sehr gut in Szene gesetzt fand. Mana eher weniger... und auch ihr Verhältnis zu Shu fand ich... fragwürdig. Das ist eigentlich einer meiner zwei einzigen Kritikpunkte an GC. Die Beziehung von Mana und Shu ist so vollkommen gleichgültig seinerseits, wobei sie doch eigentlich seine... du weißt schon.

    Was den Erzählstil angeht... als ich weiß nicht. Ich fand den Anfang sehr aufregend, die Charaktervorstellung ganz ok und das Finale der ersten Hälfte... einfach nur wow. Danach ging es dann mit der zweiten Hälfte weiter, wo die Erzählung immer schneller wurde und das Ende fand ich dann etwas zu kurz. Da hätten sie sich ruhig noch eine Folge dabei packen können (mein zweiter Kritikpunkt :P) Was mich zu der Frage bringt, was du eigentlich von dem Ende hälst? Weil davon steht nichts in deiner Review. Ich weiß... Spoilerfrei, aber ein Urteil interessiert mich dann doch, ob gut oder schlecht. Ich finde es toll, dass es ziemlich viele Interpretationsansätze dafür gibt und ich muss sagen, dass es eins der wenigsten Endings waren, die mich zum Heulen brachte (und in eine Art Kryostase... ich konnte mich nicht aufraffen irgendeinen anderen Anime zu sehen, weil ich so gepackt war. Der Anime hat in mir eine richtige Leere hinterlassen.)

    Und jaaaaa ich weiß, in meinen Videos heule ich ständig bei den Endings... aber Spiele packen mich in der Regel auch mehr als Animes.

    Ich hoffe das reicht als... Antwort? zu deiner Review ^^ Ich weiß doch, dass du etwas von mir lesen wolltest dazu :P

    Grüße
    Avalenya

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    1. Wenn ich nicht gerade vorhabe eine Review drüber zu schreiben, bewerte ich Anime auch nicht ganz so kritisch.

      Bis zu einem gewissen Punkt möchte ich dir ja zustimmen. Mir war auch klar, dass Shu einen ganz normalen Menschen darstellen soll, aber in meinen Augen sollte es irgendwann den Punkt geben an dem man sich für eine Richtung entscheidet und nicht von einer Extreme in die nächste schwankt. Was nicht heißen soll, dass es ein eiserner Pfad sein soll, aber doch bitte nicht ganz so wankelmütig wie Shu.

      Das was du zu Inori geschrieben hast stimmt. Ganz klar. Allerdings ist es genau das, was Rei in NGE auch durchmacht. Eine leere Hülle (Klon von Lilith und Shinji’s Mutter) die langsam menschliche Interaktionen versteht und zu lernen beginnt selbst menschlich zu sein. Genau das, was Inori auch macht. Plus den ganzen Klonkram. Nun gut, Rei hat später immer die volle Kontrolle über sich, aber ebenso wie Inori sind ihre Handlungen für das Wohl des Protagonisten da.

      Meine Meinung zum Erzählstil kennst du ja schon :P aber ja, das Ende war viel zu kurz, gerade wenn man bedenkt wie sich die erste Hälfte gezogen hat.
      Vom Prinzip her mag ich das Ende. Das sich erst Shu aufopfert um alles zu reinigen und auch das Inori sich nachher opfert hat schon etwas Heroisches und einen leicht bitteren Nachgeschmack. Ich hab’s auch irgendwie mit Nicht-Happy Endings.
      Ansonsten bleibt mir da aber zu viel offen. Klar einiges lässt sich durch Interpretationen klären, aber für mich sind dort zu viele Elemente eingebracht worden, die man nicht plausibel erklären kann. Und damit meine ich nicht so Kleinigkeiten, wie zum Beispiel Shu aus dem Gebäude gekommen ist (was sich die Menschen manchmal fragen). Viel mehr was genau Daath ist und macht oder auch wie Shu überleben konnte. Das ist zwar eventuell erklärbar durch die Szene in der Inori Shu das Hexenspiel überreicht und er es annimmt. Mir ist es aber zu vage. Und ich hab nicht verstanden, warum das Virus auf den Song beziehungsweise auf die Frequenz reagiert und woher man von diesem „Notfallknopf“ wusste. Na ja. Hätte man einen stärkeren Fokus auf das Ende gelegt, um (kurz) zuvor eingeführtes zu erläutert/ eine Erklärung anzudeuten, wäre es wohl besser gewesen. Vielleicht bin ich aber auch nur so kritisch, weil es eben viele Parallelen zu NGE zieht und mir NGE nun einmal besser gefallen hat.

      Aber nee, angeregt zum Interpretieren hat er mich nicht wirklich. Da sind NGE oder auch Ghost in the Shell bei mir weiter oben auf der Liste :P

      Und ein Danke für deine Antwort :D Das nächste oder übernächste Thema *hust* FF 13-2 *hust* wird dich wohl eher ansprechen.Und das meine ich ernst.

      Grüße,
      Cherry

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