Samstag, 12. April 2014

Eine Buchreview...?

Ja, ich weiß. Ich hatte geplant Kyoukai no Kanata als nächste Review zu schreiben. Allerdings hab ich erst zwei Folgen gesehen. Das wiederum soll nicht heißen, dass es schlecht ist; es mangelt mir zurzeit generell an Motivation Animes außer Chuunibyou Ren zu gucken.


Trotzdem schreibe ich eine Review, aber zu was? Bevor ich euch verrate worum es geht, möchte ich ein kleinwenig Ausschweifen. Mit meinen 20 Jahren behaupte ich belesen zu sein. Neben Faust und Woyzeck, welche gezwungenermaßen gelesen werden, schnappe ich mir gerne mal ein Buch. Nun gut, Buch ist nicht immer korrekt. Meist ist es meine PSP, die ich zum Fanfiction lesen zweckentfremde. So lese ich seit ca. 2007 Fanfiction und nebenbei immer mal einen Roman. Meine Ansprüche schraubten über die Jahre in die Höhe, ohne selbst etwas zu schreiben. Denn ich weiß, dass mir schreiben im Sinne von ausgearbeiteten und mitreißenden Geschichten nicht im geringsten liegt. Mir fehlen sämtliche Kreativität und Geschick, eine Geschichte und Charaktere ansprechend zu schreiben. Das soll aber nicht heißen, dass ich nicht Kritik übe und Verbesserungsvorschläge gebe. In Folgendem soll es nun um True Poisson (ja, es wird so geschrieben) gehen. Es wird auf 75 Seiten erzählt, die in 18 Kapitel unterteilt sind.

In True Poisson begleiten wir einen Abschnitt aus dem Leben von Chloe McCartney, Natalie Evans, Braydon Westerly und Irvine Keanes. Wir sehen sie an ihren Aufgaben scheitern und wachsen; sie streiten untereinander und finden doch wieder zusammen und dazu erschwert (und erleichtert) der Erfolg, der beiden jungen Männer das Leben aller. Das klingt zwar nicht zwanghaft originell, aber ein gutgeschriebener Text kann den schwachen Handlungsstrang kompensieren. Zumindest empfinde ich es so. Ein kurz eingeworfenes Beispiel ist eine meiner Lieblingsfanfiction. Die Rahmenhandlung ist nichts, was man nicht schon irgendwo gesehen hat: Die Protagonistinnen haben ein lockeres „Arrangement“ bis beide, unabhängig voneinander merken, dass sie sich eventuell doch mehr vorstellen können. Natürlich sagt keiner was, sie landen in einer Teufelsspirale und versuchen im Verlauf der Geschichte zumindest auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Wie gesagt, nichts Neues. Was die Geschichte interessant gestaltet ist der angenehme Schreibstil, der sowohl Umgebung und Handlung aller Akteure schön eingefangen hat, als auch die Einblicke in Gedanken und Emotionen der Charaktere. Die Charaktere wirken dadurch rund und ihre Handlungen sind nachvollziehbar.

Schaffte es True Poisson ebenfalls in diese Kerbe zu schlagen? Nein. Weil es so ziemlich alles falsch macht, was falsch gemacht werden kann und dabei nimmt es verständlicherweise jeden nur erdenklichen Stereotyp mit. Aber um die angesprochene Problematik nachvollziehen zu können müsst ihr einen Einblick in die Handlung kommen. Achtung, es wird gleich die gesamte Geschichte kurz zusammengefasst. Wer sich dieses Meisterwerk deutscher Lyrik dennoch durchlesen möchte, findet hier einen Downloadlink.

Chloe McCartney -> neue Schülerin an der Midogawa High -> kennenlernen von Natalie Evans, Braydon Westerly und Irvines Keanes (rettet sie vorm Sturz in einen Bach)-> Chloe möchte sich bedanken ->Kuss zwischen Irvine und Chloe->Interview mit Irvine, wieso, weshalb und warum es zum Kuss kam-> Krisengespräch zwischen Chloe und Irvine-> Krisengespräch zwischen Natalie und Irvine in der Villa der Band-> Offenbarung: Irvine ist in Chloe verliebt-> Treffen zwischen Irvine und Chloe am selben Abend-> Sind nun ein Paar; Problematik: Tour der Band von Braydon und Irvine->Währenddessen gesteht Braydon Natalie seine Liebe-> Rückblick: Erstes Treffen von Natalie und Braydon im VIP-Bereich nach einem Konzert-> Natalie schreibt einen Abschiedsbrief an Braydon->Natalie hat Surftraining, Chloe Volleyballtraining; wird später Kapitänin-> Braydon mit Band The Thunders auf Tournee-> Natalie verliert beim Surfen das Gleichgewicht und stürzt-> Natalies außerkörperliche Nahtoderfahrung-> Natalie und Chloe ersteigern Karten für ein Konzert von The Thunders-> Entdecken im Backstagebereich, dass Irvine Chloe betrügt-> Irvines Versuch sich zu entschuldigen missglückt-> Nach siegreichem Volleyballturnier taucht Irvine auf-> Braydon und Natalie kommen nach einem Date zusammen-> Irvine und Chloe sind erneut ein Paar-> die beiden Mädels besuchen Chloes Mutter in Deutschland; die Jungs reisen kurz daraufhin hinterher-> Drama mit Irvine, weil sich Chloe die Haare schneiden und färben lässt-> fahren am Abend gemeinsam zum Haus-> Drama, aufgrund von Chloes nicht auftretenden Ex-Freunden-> Heiratsantrag von Irvine wird angenommen-> Urlaub endet-> The Thunders suchen Backgroundsängerinnen-> Natalies Eltern gehen ihrem Wunsch zum Militär zu gehen nach-> passt momentan nicht zu Natalies Lebensstil-> Eltern entscheiden sich sie nicht zum Militär zu schicken-> Chloe wird die neue Backgroundsängerin-> Chloe bekommt Hausarrest( hat sich nicht um die Schule gekümmert)-> Braydon lernt Natalies Eltern kennen-> Braydon muss ein Jahr nach Deutschland zur Schule (Uni?) gehen-> Abschied von Braydon-> neuer Song von The Thunders wird ein Hit-> Hausarrest wird aufgehoben-> Braydon betrügt Natalie mit einer deutschen Frau-> Abschlussball: Natalie hat Attikus McDaimon (Deamon) als Date-> Chloe wird Ballkönigin und Marc O'Conner Ballkönig-> nachdem Chloe von Marc belästigt wurde, kommt es zur Schlägerei zwischen Irvine und Marc-> Problematik von Natalie und Braydon wird erneut aufgegriffen-> Hochzeitsvorbereitungen-> Irvine holt Braydon vom Flughafen ab-> Braydon und Natalie singen ein Duett-> Tag der Hochzeit: Irvine taucht nicht in der Kirche auf-> Autounfall: Irvine bricht sich das Genick-> Irgendwie heiraten Chloe und Irvine im Krankenhaus-> Chloe bekommt Irvines Vermögen-> erneut kurzer Konflikt zwischen Natalie und Braydon-> Heiratsantrag von Braydon-> Natalie sagt „Ja“-> Natalie gewinnt einen Surfwettbewerb-> danach wird sie von Jack belästigt-> Chloe geht zum Arzt-> sie ist schwanger von Irvine-> Ende (Gott sei Dank)

„Warum ist es denn so lieblos mit Folgepfeilen geschrieben?“ Weil mir berechtigter Weise die Idee, den Text in vollständigen Sätzen nachzuerzählen aus dem Kopf geschlagen wurde. Selbst diese Art der Nacherzählung gibt der Geschichte mehr Inhalt. Nicht überzeugt? Dann lest entweder weiter oder klickt oben auf den Downloadlink. Ich bin ein unsagbar kritischer Mensch, das wurde mir in letzter Zeit auch (wieder mal) oft genug „vorgehalten“, aber True Poisson macht so viel falsch, das ich nicht mal weiß, wo genau ich anfangen soll. Satzbau und Grammatik? Charaktere und deren Beziehungen? Dem Setting oder doch was ganz anderem?

Ah, ich hab’s: ich werfe kurz ein, was ich von Romanen, Fanfiction und etc. erwarte. Fanfiction und ähnliches sollten relativ genau auf Beschreibungen eingehen. Soll nicht heißen, dass nur eine Seite damit verbracht werden soll einen Raum zu beschreiben. Es sollten Umgebung und Charaktere ausreichend beschrieben werden, dass man sie sich vorstellen kann. Ebenso bevorzuge ich es Gedankengänge der Protagonisten zu lesen. Neben diesen Beschreibungen sind die Dialoge, oder eben ihr nicht vorhanden sein, wichtig. Sie sollten ein gewisses Gewicht mit sich führen, sei es nur für die derzeitige Situation. Meist lernen wir dabei was über die Charaktere. Sei es über die in Art, in der sie sich ausdrücken oder mit der sie etwas sagen; man lernt etwas über sie.  Womit wir auch beim ersten Kritikpunkt wären: Dem Schreibstil. Generell sehr subjektiv, weil jeder einen anderen Stil bevorzugt. Der von True Poisson ist jedoch… kann ich das irgendwie nett ausdrücken…? Der Satzbau ist so unsagbar simpel und einfallslos, dass es einem unangenehm ist das zu lesen. Dazu kommen ständige Wortwiederholungen, die definitiv nicht als Stilmittel genutzt werden, sondern vielmehr weil sich der Autor einem sehr kleinen Wortschatz bedient. Und natürlich Rechtschreibfehler. Mal einer ist komplett vertretbar; zwei auch noch. Wir sind alle fehlbar und selbst wenn man sich den Text zigmal durchliest: es werden Fehler übersehen. Allerdings stellte ich mir beim Lesen bereits die Frage, ob das überhaupt Probe gelesen wurde. Die Gesamtsituation verbessert sich nicht, wenn man erfährt, dass es einen Co-Autor gab.

Dazu kommt, dass dem Leser Informationen verwehrt werden, während anderes immer wieder aufs Neue erwähnt wird. Es wird immer wieder erwähnt, dass The jkwejnnThe Thunders die Lieblingsband von Natalie und Chloe ist. Allerdings wird dem Leser erst in der zweiten Hälfte verraten, wo die Geschichte spielt. Der Ort ist generell irrelevant, allerdings ist das mit True Poisson etwas kurios. Die Namen der Protagonisten stammen zweifellos aus dem englischsprachigen Raum, die Namen der Schule (z.B. Midogawa High) scheinbar aus dem japanischen. Anfangs dachte ich, dass das ganze Drama in Japan spielt und Chloe eine Austauschschülerin ist. Schnell stellte sich heraus, dass die Geschichte nicht in Japan spielt, allerdings wird auch keine Angabe gemacht wo es stattdessen spielt. Doch dann ganz unverhofft findet man, nachdem die Suche nach der Information schon längst aufgegeben war, heraus, dass es in den USA spielt. Puh, ist die Frage auch geklärt. Ich frage mich dennoch, warum japanische Namen für die Schulen gewählt wurden. Denn die japanische Kultur findet, außerhalb der Namensvergabe, nicht ein einziges Mal Relevanz. Aber es wundert sich auch keiner der Charaktere darüber.

Darüber hinaus weiß man nachdem Lesen nur das rudimentärste über die Charaktere und deren Umfeld. Oder es werden Elemente eingebracht, die keinerlei Nutzen nachgehen. Man erfährt relativ zu Beginn, dass Irvines Vater der Klassenlehrer (oder sollte ich eher Homeroom teacher sagen?) von Chloe ist. Das ist alles schön und gut, aber das wird nie wieder aufgegriffen. Aber er hat wenigstens einen Vater. Chloe hat, wie Natalie beide Elternteile, aber die haben so viel Charakter wie ein Blattpapier. Braydon hingegen hat scheinbar keine Eltern mehr. Auch die Beziehung unter einander sind… interessant. Chloe hat keinerlei Kontakt zu ihren alten Freunden, bevor sie zu ihrem Vater gezogen ist. Nicht einmal. Dass das über den Verlauf nachlässt könnte ich nachvollziehen, aber so gar keinen Kontakt. Wirklich? Sie hätte auch schon Jahre dort leben können und dann auf magische Art und Weise Kontakt zu Natalie und Co. aufgebaut. Hätte fast mehr Sinn gemacht. Zwar sind Chloe und Irvine zusammen, jedoch lassen sich die beiden das kaum anmerken. Sie streiten, trennen sich und planen zu heiraten, aber das ist auch schon alles. In den wenigstens Absätzen vernimmt man, dass die beiden sich lieben. Sie schwärmen nicht mal über ellenlange Absätze von einander. Nur wenn es „wichtig“ ist, sagen sie, dass sie sich lieben.

Und das ist äußerst schade. Zwar bin ich kein Freund von Kitsch, aber trotz alledem möchte ich als Leser mitbekommen, dass die beiden zusammen sind. Und von Braydon und Natalie gar nicht erst anfangen. Zwar sind sie über den größeren Teil der Geschichte zusammen, aber auch das geht unter bis es relevant wird. Beispiel: Die Jungs sind doch tatsächlich mal auf Tournee. Was schreibt man dann, um mit Drama die Geschichte zu würzen? Genau, die Jungs betrügen die Mädels. Natürlich. Außerdem möchte ich hier einmal kurz anmerken, dass die Herren der Schöpfung auch nur schwarz-weiß dargestellt werden. Entweder sind sie die perfekten, also Die perfekten Freunde oder Die Arschlöcher schlechthin. Ein wenig zwiegespalten behaupte ich. Aber immerhin kann man die Sicht noch als schwarz-weiß bezeichnen. Die beiden Mädels höchstens als eines der beiden. Ich tippe auf weiß; immerhin werden sie als die armen, betrogenen Freundinnen dargestellt.

In dem Zusammenhang finde ich auch die Beziehung von Chloe und Natalie ist amüsant. Auf der einen Seite sind sie beste Freundinnen (ihnen bleibt auch nichts anderes übrig), auf der anderen Seite unterstützen sie sich aber nicht. Als Irvine zum Beispiel kurz davor war Chloe zu betrügen und die das mitbekommt sucht sie natürlich bei Natalie Unterstützung. Macht ja auch Sinn. Aber während sich Chloe die Augen ausweint, kommen von Natalie super aufbauende Kommentare nachdem „Ich hab’s dir doch gesagt“- Prinzip. Nun gut, das hat sie auch, aber in der Situation tut das nicht Not.

Aber kurz einen Schritt zurück. Stereotypen und ein gewisses Schubladendenken sind nicht schlecht. Sowohl Autor als auch Leser fühlen sich sicher und mal aus dem Rahmen springen könnte gefährlich werden und nach hinten losgehen. Aber ein wenig Abwechslung darf da rein. Man kann sowohl die Handlung per se als auch die Handlung der Charaktere erahnen. Während des Lesens hatte ich eine kleine, imaginäre Liste mit potenziellen „Handlungssträngen“. Also mit allen noch so klischeehaften Handlungssträngen. Ein Punkt wurde nicht erfüllt, aber quasi durch einen anderen wett gemacht.  In solchen Fällen erwarte ich auch keinen Madoka Magica Schachzug, der ganz simpel alles auf den Kopf stellt und mit eben jenen Klischees spielt. Ein wenig mehr als die Erfüllung eben jener wäre allerdings wünschenswert.

Kommen wir zur Musik. Ach ja, ist weder ein Anime noch ein Videospiel. Aber Musik ist trotzdem etwas, dass ich ansprechen möchte. Das die beiden Jungs in einer Band spielen wäre ein richtig guter Punkt geworden, wenn, ja wenn er denn mal außerhalb von den „wichtigen“ Ereignissen vorgekommen wäre. Die Jungs sitzen nicht mal ganz einfach irgendwo, spielen Gitarre und singen dazu. Wenn ich The Thunders höre, denke ich an eine Metal oder zumindest eine Rockband. Ja… ich wusste gar nicht, dass Anette Louisan (das waren doch ihre Lyrics oder?) auch Metal singt. Ach nein, macht sie ja gar nicht. Es werden, wenn ich mich recht entsinne, zweimal Lyrics verwendet und das geht nicht im Ansatz in eine der eben genannten Musikrichtungen. Gut, ich kann’s verstehen, wenn die Band einen Schritt  zurückgeht als eine Backgroundsängerin gesucht wird. Vorher war das scheinbar auch nicht das Wahre.


Aber das ist längst nicht alles. Es gibt da noch den Augenblick als alle im Krankenhaus bei Irvine sind. So, irgendwie (es wird eben nicht erwähnt) heiraten Chloe und Irvine noch. Einfach so. Das Beste an der Sache ist allerdings die Tatsache, dass das erst erwähnt wird als sein ganzes Geld irgendwem vererbt werden soll. Und dann, mit seinen drei Auftritten in der Geschichte gibt der Vater von Irvine das gesamte Vermögen (wie viel auch immer das genau war) an Chloe. „Er hätte es ja so gewollt.“ Ja. Ich denke, dass kann man unkommentiert stehen lassen.


Aber was hat mich nun immer wieder zurückgeholt und mich veranlasst dieses Meisterwerk bis zum bitteren Ende zu lesen. Ganz klar amüsante Gespräche zwischendurch und zu Beginn die Hoffnung, dass es besser wird als vermutet. Letzen Endes jedoch wollte ich nur noch wissen, ob alle Klischees bedient werden. Nicht gerade eine Einstellung mit der man Lesen sollte. Der Unterhaltungsfaktor ist äußerst hoch, wenn man sich jemanden schnappt, der das ebenfalls liest und man mit einem sehr niedrigen Erwartungswert an die Sache geht. Ansonsten wird man enttäuscht.

Ich hoffe nun, dass auch das Lesen sowohl von True Poisson als auch von der Review ansatzweise so viel Spaß gemacht hat, wie mir das Ausarbeiten des Textes. Idem Sinne wünsche ich einen schönen Tag.

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