Spoilerfrei.
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Corpse Party (PSP)
Wenn ein Spiel Corpse Party Blood Covered Repeated Fear heißt und im Trailer gesagt wird, dass man mit Sicherheit sterben wird weiß man, dass es wahrscheinlich nicht das fröhlichste aller Videospiele wird. Die 2011 erscheinende Adventure Visual Novel mit „kleinem“ Horroreinschlag ist eine überarbeitete Version eines Remakes. Das Remake, genannt Corpse Party Blood Covered, erschien im Episodenformat ab 2008 für den PC, allerdings nur in Japan. Das ursprüngliche Corpse Party erschien 1996 als RPG Maker Spiel. Die Unterschiede zwischen den Versionen zu erläutern dauert an der Stelle hier jedoch zu lange. In Japan gibt es allerdings noch mehr zu Corpse Party. So gibt es 2 1/2 direkte Nachfolger, einen indirekten Nachfolger, mehrere Mangas, eine nun mehr 5-teilige OVA Reihe und Spin-off Fanspiele, die zum Teil in den Kanon gezählt werden.
Beleuchten wir zunächst mal die Handlung. Insgesamt 7 Schüler
und deren Klassenlehrerin geben ihrer noch Mitschülerin Mayu eine
Abschiedsfeier. Draußen stürmt und gewittert es. Diese Gelegenheit nutzt die
Klassensprecherin Ayumi um noch eine Gruselgeschichte zum Besten zu geben, die
locker mit denen von X Factor mithält. Angeblich sollen vor vielen Jahren
mehrere Grundschüler entführt und umgebracht worden sein. Der Grundschule wurde
daraufhin nachgesagt, dass sie verflucht sei. Nach ein paar Jahren wurde sie
geschlossen und abgerissen. Die Kisaragi Academy, also die Schule die sie jetzt
besuchen, ist dann auf dem Grundstück gebaut worden. Spooky.
Das war aber noch nicht alles. Ayumi mag nicht nur
Gruselgeschichten, sondern auch Okkultismus und alles was in irgendeiner Form
damit zu tun hat. Zuvor hatte sie in einem Blog gelesen, dass es ein Ritual
gibt mit dem man auf ewig mit seinen Freunden verbunden sein wird. Es wird ein Männchen
aus Papier geschnitten und alle Teilnehmer halten eine Ecke davon fest. Danach
denkt jeder für sich "Sachiko, We Beg of You" und zwar für jeden der
mitmacht. In deren Fall also 9-mal. Danach zieht jeder so fester kann und
besitzt nun einen Schnipsel. Solange man den Papierschnipsel behält, bleibt die
Freundschaft bestehen.
Sobald das Ritual beendet ist beginnt ein Erdbeben woraufhin
der Boden aufbricht und alle ins Nichts fallen.
Oben: Yui Shishido, Yoshiki Kishinuma, Satoshi Mochida/ Unten: Naomi Nakashima, Seiko Shinohara, Mayu Suzumoto, Ayumi Shinozaki, Yuka Mochida/ Nicht zusehen: Sakutaro Morishige |
Die Schüler und ihre Lehrerin finden sich in einer alten,
heruntergekommenen Schule wieder. Und zwar in der Heavenly Host Grundschule- die Schule aus Ayumis Geschichte.
Leider sind sie nicht mehr zusammen. So begleitet man im ersten
von fünf Kapiteln Seiko und Naomi auf der Suche nach ihren Freunden und
natürlich auch einen Ausweg. Das erweist sich als schwieriger als ursprünglich
angenommen, denn Ausgänge und Fenster sind verriegelt und Geister, meist nicht
allzu freundlich, irren umher. Erschwert wird das Unterfangen von Fallen und einem
mysteriösen Etwas, das von einem besitzergreifen kann. Oh, hab ich schon
erwähnt, dass sie zwar rein faktisch in derselben Schule sind, jedoch jeweils
in einem anderen Nexus? Soll heißen, dass sie erst mal einen Weg finden müssen,
die Ebene zuwechseln. Ja, alle zu versammeln und einen Ausweg finden wird ein
schwieriges Unterfangen. Außerdem stellt sich schnell heraus, dass es noch mehr
Schüler gab, die dieses Ritual ausgeführt haben. Einige von ihnen leben noch,
andere jedoch nicht mehr.
Man erfährt im Verlauf des Spiels nicht nur die grausame
Wahrheit über die Ereignisse der Heavenly
Host, sondern auch viele Einzelschicksale derer, die dort umgekommen sind.
So gibt es unteranderem sogenannte Victim's
Memoirs, die weitere kleine Geschichten erzählen.
Sagen wir's mal so, es geht eher bergab als bergauf.
Neben der Handlung, die eine große Spanne von Emotionen
anspricht, kann man auch die Charaktere kann loben. Sie verhalten sich wie
normale Oberschüler, die von jetzt auf gleich in eine verrückte Situation
geworfen wurden. Jeder hat seine eigene Art sich der Situation anzupassen,
beziehungsweise tätigen sie Versuche sich anzupassen. Sie wachsen zum Teil über sich hinaus
oder klammern sich an dem letzten bisschen Normalität, dass ihnen geblieben
ist.
Die Charaktere sind allesamt sehr vielfältig und wirken durch
alles was von ihnen erfährt und bereits widerfahren ist sehr rund und
nachvollziehbar.
Während des Verlaufs der Handlung wandert man durch die
zerstörten und zerrütteten 16-Bit Korridore der ehemaligen Grundschule. Man
spricht mit den wenigen Geistern die einem positiv gesinnt sind, liest
Nachrichten von Verstorbenen oder Zeitungsartikel, die einem Details über die
Vergangenheit der Schule berichten. Skelette können untersucht werden, um
Schülerausweise zu finden. Leider kann man in der EU-Fassung den letzten
Schülerausweis nicht einsammeln. Spieler, die gerne einen 100% Spielstand
haben werden wohl die Einzigen sein, die das stört. Es ist am Ende egal, ob man
die Ausweise gesammelt hat oder nicht. Für alteingesessene Corpse Party Fans
ist der ein oder andere Name jedoch ein Easteregg.
Im Pause-Menü sieht man zwar eine HP-Anzeige, allerdings wird
in dieser Fassung nicht gekämpft. Vielmehr läuft man vor seinen Verfolgern weg.
Augenblicke, in denen man mehr als einen Treffer aushält sind jedoch rar gesät
und man sollte damit rechnen, dass es bei einer Berührung sofort zu einem Wrong
End kommt. Jedes Kapitel von Corpse Party hat ein richtiges Ende, dass einen
ins nächste Kapitel befördert; alle anderen resultieren im Tod von einem oder
auch von allen Charakteren.
Ein schlechtes Ende zu bekommen ist sehr einfach und besonders
in späteren Kapiteln muss man vorsichtig und durchdacht spielen, um keines zu
sehen. Man sammelt einen falschen Gegenstand ein oder arbeitet Ziele in einer
anderen Reihenfolge und zack! Wrong End. Deswegen ist es zu empfehlen alle
Speicherstände zu benutzen und in regelmäßigen Abständen zu speichern.
Upps, schlechtes Ende. |
Die schlechten Enden sind nichts für Spieler, die etwas
empfindlich sind wenn es um… weniger schöne Szenen geht. Dabei sind die Eventbilder
nicht mal das grausame. Ja gut, es ist oftmals Blut zu sehen, aber selbst das
hält sich in Grenzen. Was die Szenen so schlimm macht sind die Beschreibungen.
Wer also aus irgendwelchen Gründen wissen möchte, wie es sich anfühlen könnte,
wenn man lebendig begraben wird, muss sich nur ein Wrong End ansehen. Neben einer
sehr grafischen Beschreibung ist noch das verzweifelte gurgeln des Charakters
zu hören. Ein großes Lob an die Synchronsprecher; die haben das fantastisch
eingesprochen.
Wie viele Wrong Ends es gibt steht im Übrigen Startmenü.
Wenn man nicht gerade umherirrt, liest man sich einen der
vielzähligen und oftmals auch langwierigen Dialoge durch. Das ist an sich kein
Problem. Was sich als schwierig erweisen könnte, ist der Fakt dass alle Texte
nur auf Englisch vorhanden sind. Leider gibt es keine deutsche Übersetzung. Es
wird hier und da durch einige Begriffe, die einem eventuell nicht bekannt sind,
zu ein paar Stolpersteinen kommen; dazu kommt noch der Gebrauch von
Umgangssprache. Im Großen und Ganzen sollte man jedoch ohne größere Probleme
durchkommen… behaupte ich.
Während der Dialoge sind links und oder rechts am
Bildschirmrand eine kleine Grafik des jeweiligen Charakters. Sie unterstreichen
durch Mimik und Gestik die Szene und, viel wichtiger, man weiß wie die
Charaktere aussehen. Zwar ist die 16 Bit Grafik charmant, jedoch erkennt man
nicht zwanghaft wie der Charakter designt ist. Bei einigen besonderen Szenen,
oftmals ein schlechtes Ende, gibt es auch ein spezielles Eventbild, das einen
gewissen Fokus setzt. Zwar ist Kunst eine Geschmackssache, allerdings muss ich
sagen, dass ich froh bin das die Charakterbilder für die PSP Version komplett
neugezeichnet wurden.
Fans von japanischen Synchronisationen werden sich freuen:
Corpse Party hat nur japanische Stimmen und Mensch, hören die sich gut an. Sei
es ein normaler Satz, ein Hilfeschrei oder das manische Lachen einiger Geister-
es wurde in dieser Hinsicht alles richtig gemacht. Als Spieler spürt man die
Verzweiflung oder auch die Freude der Charaktere, ohne dass sich etwas
gezwungen oder übertrieben anhört. Unangenehm kann das Hören jedoch werden,
denn die Sterbeszenen wirken äußerst realistisch und hören sich dadurch auf
eine gewisse Weise unschön an.
Ein kleiner Tipp: Spielt Corpse Party mit Kopfhörern. Bei Corpse
Party handelt es um binaurale
Tonaufnahmen. Soll heißen, dass man mit Kopfhörern ein 3dimensionales
Gefühl bekommt. So bildet man sich an einigen Stellen ein, dass jemand direkt
hinter einem steht und einem vorsichtig etwas ins Ohr haucht. Besonders
erwähnenswert ist außerdem, dass beinahe jede Sequenz vertont ist.
Pass auf, Yoshiki. |
Von den Stimmen abgesehen ist der Rest vom Soundtrack wunderbar
auf das Spiel abgestimmt. Bereits das Intro setzt die Atmosphäre für das
restliche Spiel. Von ominös klingenden Chören bis hin zu Glockenspielen ist
alles dabei. Beim Spielen wirkt es leider teilweise so als gäbe es nur wenige
Tracks. Das liegt daran, dass sich einige sehr ähnlich anhören. Jedes Kapitel
hat beispielsweise einen Introsong, die sich untereinander ähneln. Hört man
sich den Soundtrack separat an, sind Unterschiede zu erkennen und meistens
verbindet man das Lied mit einem erlebten Augenblick.
Lohnt es sich aber alle sich durch alle Enden zu quälen? Die
Antwort lautet ja, und sogar in doppelter Hinsicht. Abhängig davon welches Ende
man sieht schaltet man ein kurzes Extra Kapitel frei in dem Nebencharaktere
eine kleine Hauptrolle bekommen. Ihr wollt wissen, was mit den Byakudan
Schülern passiert ist? Dann bekommt ihr hier zumindest eine Teilantwort.
Der zweite Vorteil offenbart sich in der Fortsetzung Corpse Party: Book of Shadows. Aber was
genau passiert, verrate ich an der Stelle nicht. Fies, ich weiß.
Wie viel Zeit investiert aber nun zum Durchspielen? Das ist
völlig davon abhängig wie langsam oder schnell man liest, wie schnell man das
Ende sieht mit dem man ins neue Kapitel kommt und ob man sich alle Enden
ansieht oder nicht. Grobe geschätzt, unter der Annahme dass man alle Enden
sieht, kann die Spielzeit bei 20+ Stunden liegen. Extra Kapitel sind noch nicht
mit eingerechnet. Die Spielzeit halbiert sich bei weiteren Durchgängen.
Etwas, dass jedoch bei einem sonst so runden Spielerlebnis
vermisst wird, ist eine Galerie, in der man sich Charakter- und Eventbilder
erneut ansehen kann und eine Art Soundroom, in dem man sich den Soundtrack und
Stimmen anhören kann. Beides gibt es leider erst in der Fortsetzung.
Cover der Limited Edition. |
Ein schweres Los werden Sammler allerdings bei Corpse Party
ziehen. Corpse Party gibt es in Europa und Nordamerika leider nur als Download
im PSN. Wer also eine UMD oder gar eine Limited Edition haben möchte muss wohl
oder übel aus Japan importieren. Nur um das klar zu stellen, der Import hat
natürlich keine Englischen Texte. Aber hey, für wenig Geld kann man auch mal
über seinen Schatten springen und mit dem Download leben. Oder man gibt viel
Geld aus für den Import und den Download, damit man wenigstens eine Version
versteht.
Abschließend kann ich nur sagen, dass ich Corpse Party jedem
ans Herz legen möchte, der sich gruseln und herzzerreißende Momente erleben
möchte. Auf dem doch relativ leeren PSP Markt ist Corpse Party eine Perle, die
durch ihren Download-Only Status zu wenig Aufmerksamkeit erhalten hat.
Wer Corpse Party bereits durchgespielt und Gefallen daran
gefunden hat kann sich doch die direkte Fortsetzung Corpse Party: Book of Shadows kaufen. Als Alternative, die ich
ungerne anbiete, kann man sich auch die OVA Corpse
Party: Tortured Souls ansehen.
Artwork zu Corpse Party: Book of Shadows. |
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