Freitag, 22. August 2014

[REVIEW/ DEUTSCH] Corpse Party: Blood Covered Repeated Fear (PSP)


Spoilerfrei.

Du möchtest Corpse Party kaufen? Dann ist hier ein Link für den Japan Import: 
Corpse Party (PSP)
Wenn ein Spiel Corpse Party Blood Covered Repeated Fear heißt und im Trailer gesagt wird, dass man mit Sicherheit sterben wird weiß man, dass es wahrscheinlich nicht das fröhlichste aller Videospiele wird. Die 2011 erscheinende Adventure Visual Novel mit „kleinem“ Horroreinschlag ist eine überarbeitete Version eines Remakes. Das Remake, genannt Corpse Party Blood Covered, erschien im Episodenformat ab 2008 für den PC, allerdings nur in Japan. Das ursprüngliche Corpse Party erschien 1996 als RPG Maker Spiel. Die Unterschiede zwischen den Versionen zu erläutern dauert an der Stelle hier jedoch zu lange. In Japan gibt es allerdings noch mehr zu Corpse Party. So gibt es 2 1/2 direkte Nachfolger, einen indirekten Nachfolger, mehrere Mangas, eine nun mehr 5-teilige OVA Reihe und Spin-off Fanspiele, die zum Teil in den Kanon gezählt werden.

Beleuchten wir zunächst mal die Handlung. Insgesamt 7 Schüler und deren Klassenlehrerin geben ihrer noch Mitschülerin Mayu eine Abschiedsfeier. Draußen stürmt und gewittert es. Diese Gelegenheit nutzt die Klassensprecherin Ayumi um noch eine Gruselgeschichte zum Besten zu geben, die locker mit denen von X Factor mithält. Angeblich sollen vor vielen Jahren mehrere Grundschüler entführt und umgebracht worden sein. Der Grundschule wurde daraufhin nachgesagt, dass sie verflucht sei. Nach ein paar Jahren wurde sie geschlossen und abgerissen. Die Kisaragi Academy, also die Schule die sie jetzt besuchen, ist dann auf dem Grundstück gebaut worden. Spooky.
Das war aber noch nicht alles. Ayumi mag nicht nur Gruselgeschichten, sondern auch Okkultismus und alles was in irgendeiner Form damit zu tun hat. Zuvor hatte sie in einem Blog gelesen, dass es ein Ritual gibt mit dem man auf ewig mit seinen Freunden verbunden sein wird. Es wird ein Männchen aus Papier geschnitten und alle Teilnehmer halten eine Ecke davon fest. Danach denkt jeder für sich "Sachiko, We Beg of You" und zwar für jeden der mitmacht. In deren Fall also 9-mal. Danach zieht jeder so fester kann und besitzt nun einen Schnipsel. Solange man den Papierschnipsel behält, bleibt die Freundschaft bestehen.
Sobald das Ritual beendet ist beginnt ein Erdbeben woraufhin der Boden aufbricht und alle ins Nichts fallen.

Oben: Yui Shishido, Yoshiki Kishinuma, Satoshi Mochida/ Unten: Naomi Nakashima, Seiko Shinohara, Mayu Suzumoto, Ayumi Shinozaki, Yuka Mochida/ Nicht zusehen: Sakutaro Morishige

Die Schüler und ihre Lehrerin finden sich in einer alten, heruntergekommenen Schule wieder. Und zwar in der Heavenly Host Grundschule- die Schule aus Ayumis Geschichte.
Leider sind sie nicht mehr zusammen. So begleitet man im ersten von fünf Kapiteln Seiko und Naomi auf der Suche nach ihren Freunden und natürlich auch einen Ausweg. Das erweist sich als schwieriger als ursprünglich angenommen, denn Ausgänge und Fenster sind verriegelt und Geister, meist nicht allzu freundlich, irren umher. Erschwert wird das Unterfangen von Fallen und einem mysteriösen Etwas, das von einem besitzergreifen kann. Oh, hab ich schon erwähnt, dass sie zwar rein faktisch in derselben Schule sind, jedoch jeweils in einem anderen Nexus? Soll heißen, dass sie erst mal einen Weg finden müssen, die Ebene zuwechseln. Ja, alle zu versammeln und einen Ausweg finden wird ein schwieriges Unterfangen. Außerdem stellt sich schnell heraus, dass es noch mehr Schüler gab, die dieses Ritual ausgeführt haben. Einige von ihnen leben noch, andere jedoch nicht mehr.

Man erfährt im Verlauf des Spiels nicht nur die grausame Wahrheit über die Ereignisse der Heavenly Host, sondern auch viele Einzelschicksale derer, die dort umgekommen sind. So gibt es unteranderem sogenannte Victim's Memoirs, die weitere kleine Geschichten erzählen.
Sagen wir's mal so, es geht eher bergab als bergauf.

Neben der Handlung, die eine große Spanne von Emotionen anspricht, kann man auch die Charaktere kann loben. Sie verhalten sich wie normale Oberschüler, die von jetzt auf gleich in eine verrückte Situation geworfen wurden. Jeder hat seine eigene Art sich der Situation anzupassen, beziehungsweise tätigen sie Versuche sich anzupassen. Sie wachsen zum Teil über sich hinaus oder klammern sich an dem letzten bisschen Normalität, dass ihnen geblieben ist.
Die Charaktere sind allesamt sehr vielfältig und wirken durch alles was von ihnen erfährt und bereits widerfahren ist sehr rund und nachvollziehbar.

Während des Verlaufs der Handlung wandert man durch die zerstörten und zerrütteten 16-Bit Korridore der ehemaligen Grundschule. Man spricht mit den wenigen Geistern die einem positiv gesinnt sind, liest Nachrichten von Verstorbenen oder Zeitungsartikel, die einem Details über die Vergangenheit der Schule berichten. Skelette können untersucht werden, um Schülerausweise zu finden. Leider kann man in der EU-Fassung den letzten Schülerausweis nicht einsammeln. Spieler, die gerne einen 100% Spielstand haben werden wohl die Einzigen sein, die das stört. Es ist am Ende egal, ob man die Ausweise gesammelt hat oder nicht. Für alteingesessene Corpse Party Fans ist der ein oder andere Name jedoch ein Easteregg.
Im Pause-Menü sieht man zwar eine HP-Anzeige, allerdings wird in dieser Fassung nicht gekämpft. Vielmehr läuft man vor seinen Verfolgern weg. Augenblicke, in denen man mehr als einen Treffer aushält sind jedoch rar gesät und man sollte damit rechnen, dass es bei einer Berührung sofort zu einem Wrong End kommt. Jedes Kapitel von Corpse Party hat ein richtiges Ende, dass einen ins nächste Kapitel befördert; alle anderen resultieren im Tod von einem oder auch von allen Charakteren.

Ein schlechtes Ende zu bekommen ist sehr einfach und besonders in späteren Kapiteln muss man vorsichtig und durchdacht spielen, um keines zu sehen. Man sammelt einen falschen Gegenstand ein oder arbeitet Ziele in einer anderen Reihenfolge und zack! Wrong End. Deswegen ist es zu empfehlen alle Speicherstände zu benutzen und in regelmäßigen Abständen zu speichern.
Upps, schlechtes Ende.
Die schlechten Enden sind nichts für Spieler, die etwas empfindlich sind wenn es um… weniger schöne Szenen geht. Dabei sind die Eventbilder nicht mal das grausame. Ja gut, es ist oftmals Blut zu sehen, aber selbst das hält sich in Grenzen. Was die Szenen so schlimm macht sind die Beschreibungen. Wer also aus irgendwelchen Gründen wissen möchte, wie es sich anfühlen könnte, wenn man lebendig begraben wird, muss sich nur ein Wrong End ansehen. Neben einer sehr grafischen Beschreibung ist noch das verzweifelte gurgeln des Charakters zu hören. Ein großes Lob an die Synchronsprecher; die haben das fantastisch eingesprochen.
Wie viele Wrong Ends es gibt steht im Übrigen Startmenü.

Wenn man nicht gerade umherirrt, liest man sich einen der vielzähligen und oftmals auch langwierigen Dialoge durch. Das ist an sich kein Problem. Was sich als schwierig erweisen könnte, ist der Fakt dass alle Texte nur auf Englisch vorhanden sind. Leider gibt es keine deutsche Übersetzung. Es wird hier und da durch einige Begriffe, die einem eventuell nicht bekannt sind, zu ein paar Stolpersteinen kommen; dazu kommt noch der Gebrauch von Umgangssprache. Im Großen und Ganzen sollte man jedoch ohne größere Probleme durchkommen… behaupte ich.

Während der Dialoge sind links und oder rechts am Bildschirmrand eine kleine Grafik des jeweiligen Charakters. Sie unterstreichen durch Mimik und Gestik die Szene und, viel wichtiger, man weiß wie die Charaktere aussehen. Zwar ist die 16 Bit Grafik charmant, jedoch erkennt man nicht zwanghaft wie der Charakter designt ist. Bei einigen besonderen Szenen, oftmals ein schlechtes Ende, gibt es auch ein spezielles Eventbild, das einen gewissen Fokus setzt. Zwar ist Kunst eine Geschmackssache, allerdings muss ich sagen, dass ich froh bin das die Charakterbilder für die PSP Version komplett neugezeichnet wurden.

Fans von japanischen Synchronisationen werden sich freuen: Corpse Party hat nur japanische Stimmen und Mensch, hören die sich gut an. Sei es ein normaler Satz, ein Hilfeschrei oder das manische Lachen einiger Geister- es wurde in dieser Hinsicht alles richtig gemacht. Als Spieler spürt man die Verzweiflung oder auch die Freude der Charaktere, ohne dass sich etwas gezwungen oder übertrieben anhört. Unangenehm kann das Hören jedoch werden, denn die Sterbeszenen wirken äußerst realistisch und hören sich dadurch auf eine gewisse Weise unschön an.
Ein kleiner Tipp: Spielt Corpse Party mit Kopfhörern. Bei Corpse Party handelt es um binaurale  Tonaufnahmen. Soll heißen, dass man mit Kopfhörern ein 3dimensionales Gefühl bekommt. So bildet man sich an einigen Stellen ein, dass jemand direkt hinter einem steht und einem vorsichtig etwas ins Ohr haucht. Besonders erwähnenswert ist außerdem, dass beinahe jede Sequenz vertont ist.

Pass auf, Yoshiki.
Von den Stimmen abgesehen ist der Rest vom Soundtrack wunderbar auf das Spiel abgestimmt. Bereits das Intro setzt die Atmosphäre für das restliche Spiel. Von ominös klingenden Chören bis hin zu Glockenspielen ist alles dabei. Beim Spielen wirkt es leider teilweise so als gäbe es nur wenige Tracks. Das liegt daran, dass sich einige sehr ähnlich anhören. Jedes Kapitel hat beispielsweise einen Introsong, die sich untereinander ähneln. Hört man sich den Soundtrack separat an, sind Unterschiede zu erkennen und meistens verbindet man das Lied mit einem erlebten Augenblick.

Lohnt es sich aber alle sich durch alle Enden zu quälen? Die Antwort lautet ja, und sogar in doppelter Hinsicht. Abhängig davon welches Ende man sieht schaltet man ein kurzes Extra Kapitel frei in dem Nebencharaktere eine kleine Hauptrolle bekommen. Ihr wollt wissen, was mit den Byakudan Schülern passiert ist? Dann bekommt ihr hier zumindest eine Teilantwort.
Der zweite Vorteil offenbart sich in der Fortsetzung Corpse Party: Book of Shadows. Aber was genau passiert, verrate ich an der Stelle nicht. Fies, ich weiß.

Wie viel Zeit investiert aber nun zum Durchspielen? Das ist völlig davon abhängig wie langsam oder schnell man liest, wie schnell man das Ende sieht mit dem man ins neue Kapitel kommt und ob man sich alle Enden ansieht oder nicht. Grobe geschätzt, unter der Annahme dass man alle Enden sieht, kann die Spielzeit bei 20+ Stunden liegen. Extra Kapitel sind noch nicht mit eingerechnet. Die Spielzeit halbiert sich bei weiteren Durchgängen.

Etwas, dass jedoch bei einem sonst so runden Spielerlebnis vermisst wird, ist eine Galerie, in der man sich Charakter- und Eventbilder erneut ansehen kann und eine Art Soundroom, in dem man sich den Soundtrack und Stimmen anhören kann. Beides gibt es leider erst in der Fortsetzung.

Cover der Limited Edition.
Ein schweres Los werden Sammler allerdings bei Corpse Party ziehen. Corpse Party gibt es in Europa und Nordamerika leider nur als Download im PSN. Wer also eine UMD oder gar eine Limited Edition haben möchte muss wohl oder übel aus Japan importieren. Nur um das klar zu stellen, der Import hat natürlich keine Englischen Texte. Aber hey, für wenig Geld kann man auch mal über seinen Schatten springen und mit dem Download leben. Oder man gibt viel Geld aus für den Import und den Download, damit man wenigstens eine Version versteht.

Abschließend kann ich nur sagen, dass ich Corpse Party jedem ans Herz legen möchte, der sich gruseln und herzzerreißende Momente erleben möchte. Auf dem doch relativ leeren PSP Markt ist Corpse Party eine Perle, die durch ihren Download-Only Status zu wenig Aufmerksamkeit erhalten hat.
Wer Corpse Party bereits durchgespielt und Gefallen daran gefunden hat kann sich doch die direkte Fortsetzung Corpse Party: Book of Shadows kaufen. Als Alternative, die ich ungerne anbiete, kann man sich auch die OVA Corpse Party: Tortured Souls ansehen.
Artwork zu Corpse Party: Book of Shadows.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen