Donnerstag, 28. August 2014

[REVIEW/ DEUTSCH] Zero Escape Volume 1: 999: Nine Hours, Nine Persons, Nine Doors (DS)

Spoilerfrei.

An dem Spiel interessiert? Dann kaufe es dir doch! Zero Escape, Volume 1 - 999: 9 Hours, 9 Persons, 9 Doors [US Import]
Erinnert ihr euch noch an den Nintendo DS? Für mich eine ganz besondere Konsole, denn damals fing es an, dass ich mir bewusst Spiele selber gekauft habe. Statt wie heute drei im Monat, waren es damals höchstens drei im ganzen Jahr, aber sie waren immerhin vom eigenen Taschengeld bezahlt. Die Zeiten ändern sich und inzwischen bin ich nicht mehr 12, wie damals zum Release des DS, sondern 20 und kaufe mir nun 90% selbst (die anderen 10% sind Weihnachten und mein Geburtstag). Und hier und da wandert noch ein DS Spiel in meine Vitrine. So habe ich mir 2012 die Visual Novel Nine Hours, Nine Persons, Nine Doors gekauft und was das Spiel so besonders macht, dass ich drüber schreibe verrate ich euch in der folgenden Review.

Das erste Cover.

Die Geschichte beginnt mit Junpei. Seines Zeichens College Student. Als er eines Abends spät wieder nach Hause wird er von jemand in schwarzer Kleidung und einer Gasmaske entführt.
Er wacht allein in einer kleinen Schiffskabine auf. Kurz umgeschaut fällt ihm auf, dass er erstens keine Ahnung wo er ist, zweitens ein Armband mit einer [5] draufstehen hat, das sich nicht entfernen lässt, und drittens und wohl auch am wichtigsten: das Bullauge ist aufgerissen und Wasser strömt hinein.

Als er es geschafft hat die Kabine zu verlassen trifft er in einer Halle auf acht weitere Personen. Darunter ist auch eine alte Kindheitsfreundin, die er seit Jahren nicht mehr gesehen hat. Von den beiden abgesehen, scheinen sich alle fremd zu sein und keiner hat wirklich eine Ahnung, warum sie auf dieses Schiff gebracht worden sind. Eines ist jedoch sicher: Keiner vertraut dem anderen. Die anderen acht haben wie Junpei ein Armband mit jeweils einer Ziffer ums Handgelenk. Es sind unter den Neun Personen (na, seht ihr was ich da gemacht hab?) die Zahlen von 1 bis 9 vertreten. Bevor es zu Smalltalk kommen kann, meldet sich der Entführer über die Sprechanlage. Er nennt sich selbst Zero und möchte, dass sie alle das [Nonary Game] spielen. Die Aufgabe ist an sich ganz einfach: Innerhalb von Neun Stunden sollen sie eine Tür mit einer 9 finden. Schaffen sie es nicht sinkt das Schiff und sie sterben. Jedoch gibt es ein paar Regeln. Vor jeder Tür mit einer Ziffer müssen sich Gruppen mit mindestens drei und höchstens fünf Personen bilden. Wie sich die Gruppen bilden erkläre ich später.

Es wurde gespannt gelauscht bis der Mann mit der [9] das pinkhaarige Mädchen in seine Gewalt nimmt. Mit ihrer und einer weiteren Hilfe öffnet er eine der Türen und schreitet hindurch. Die Tür schließt sich, kurz darauf ist jedoch eine Explosion zu hören. Zero erklärt ihnen, dass jeder der gegen die Regeln widerstößt durch einen kleinen Sprengsatz in deren Mägen sterben wird. Der Neunte Mann hat gegen mehrere Regeln verstoßen: Man geht immer gemeinsam durch die Tür und nachdem das RED, das sich vorne an der Tür befindet und zuvor aktiviert wird, muss noch das DEAD innerhalb von 81 Sekunden gefunden werden. Das Deaktivierungsgerät befindet sich irgendwo hinter der bezifferten Tür. Wenn es gefunden wird legen alle abwechselnd ihre Hand die Scanfläche und die Sprengsätze werden vorerst deaktiviert.

Das Vertrauen untereinander ist zwar stark gesunken, aber trotzdem folgt ein wenig Smalltalk. Die Übrigen acht einigen sich darauf sich mit Spitznamen anzureden, die jeweils auf die Zahl an deren Armband zurückzuführen sind. Außer Junpei, der sich zuvor bereits normal vorgestellt hat. So nehmen nun Ace, Snake, Santa, Clover, Junpei, June, Seven und Lotus am [Nonary Game] teil. Falls ein Name nicht klar sein sollte, kann ich euch das gerne erklären.

Jetzt stellt sich nur noch die Frage, wie sich die Teams bilden. Auch das ist ganz einfach. Ich erkläre das Ganze mal am Beispiel der Tür [4]. Die Ziffern auf den Armbändern der Teilnehmer müssen als Quersummer die Zahl auf der Tür ergeben. … Gut, neuer und besserer Versuch. Wenn Junpei, die Nummer [5], durch die Tür [4] gehen möchte, kann er das nur mit Santa, June und Lotus machen. Denn: 3+5+6+8= 22 -> 2+2= 4. Die restlichen vier können durch die Tür [5] gehen.

Von dort an machen sich alle auf den Weg eine Tür mit einer [9] zu finden. Abhängig davon welchen Weg man beschreitet erfährt man unterschiedlich viel über die Charaktere und über andere Sachverhalte, wie zum Beispiel Mythen über die Titanic oder auch Morphogenetische Felder. Was das ist wird im Übrigen im Spiel erklärt.
Von links nach rechts: Lotus, Seven (der Große), Santa, June, Junpei, Ace, Snake, Clover, Ninth Man

Das Gameplay von 999 ist ein zwei Passagen unterteilt. Ich bediene mich hier einfach mal an den etablierten Ausdrücken aus dem Nachfolger. So gibt es ein Mal die Novelsektionen in denen nur gelesen wird. Auf dem oberen Bildschirm sind die Gespräche der Charaktere zu lesen und unten Beschreibungen von Junpei. Darunter fallen Raumbeschreibungen, seine Gedankengänge  oder auch seine Einschätzungen als er alle zum ersten Mal trifft. Dabei lässt sich alles auf dem unteren Bildschirm tatsächlich wie ein Buch lesen. Gelegentlich helfen die Beschreibungen alles lebendiger und echter wirken zu lassen und im gleichen Atemzug auch schlimmer; die doch sehr grafische Beschreibung der Leiche des neunten Mannes ist alles andere als schön.

Besonders interessant ist das bei den Charakteren. Zunächst macht man sich als Spieler im wahrsten Sinne des Wortes ein Bild von den Charakteren und ich weiß noch, wie ich damals mit den Augen gerollt habe. Denn, sind wir mal ehrlich, die sehen doch alle schon klischeehaft aus. Lotus ist Miss Fanservice für alle die auf Charaktere über 18 stehen und Clover ist für die ganzen Loli Fans, auch wenn sie eigentlich älter ist als sie aussieht. June ist das niedliche, nette Mädchen von nebenan und Santa ist der kühle, unnahbare Typ. Dazu kommt ein Amnesie-Plot bei Seven und es handelt sich um eine Ansammlung von Dingen, die mir nicht zu sagen. Dazu kommt Junpeis erster Eindruck, der in eine ähnliche Richtung geht. Allerdings kann ich euch beruhigen: die Charaktere sind lange nicht so schlimm wie es der erste Eindruck vermuten lässt und auch der Amnesie-Plot ist wirklich gut durchdacht und eines der vielen cleveren und überwältigenden Ereignisse aus 999.

Leider ist beinahe alles, was wirklich interessant und erwähnenswert ist ein Spoiler und wird damit natürlich nicht vorweggenommen. Lest euch alles aufmerksam durch, jedes noch so kleine und unwichtige Detail könnte eventuell an Bedeutung gewinnen oder natürlich es dient als Red Herring und ist gar nicht von Relevanz. In vielen Gesprächen werden bereits Dinge angebahnt, die ganz am Ende des Spiels wichtig werden, auch wenn man sie zunächst als unwichtig abstempelt. Es gibt, neben der offensichtlichen Vorliebe für die Zahl 9, noch mehrere Sachverhalte die sich wie ein rote Fäden durch die gesamte Handlung ziehen. Wenn man sich ein wenig mit fremden Kulturen auskennt, gibt es noch mehr das an Bedeutung gewinnt und einiges erahnen lässt.

So, aber weiter im Text. Zwischendurch muss man Entscheidungen treffen. Das bezieht sich entweder auf das, was als nächstes gesagt wird oder durch welche Tür man geht. Bis auf vier Ausnahmen, die nicht genauer gekennzeichnet sind, ist es egal was man antwortet. Die Gespräche variieren zwischen amüsanten Nonsense und ernsten Themen mit interessanten Hintergründen. Zwar ist die Situation in der alle Beteiligten geraten sind äußerst gefährlich und ernst zu nehmen, aber hier und da erlauben sie sich ihre Witze. Das bietet eine gelungene Abwechslung beim Lesen. Ja, ich meine dich Fahrstuhlszene (Spoilerfrei und ohne Vorkenntnisse genießbar).

Was jedoch umso wichtiger ist, ist die Entscheidung durch welche Tür man geht. Abhängig von den Kombinationen erlangt man unterschiedliche Enden. Insgesamt gibt es 5 Enden und ein „Fake“ Ende. Das erhält man, wenn man bereits auf dem Weg zum True End ist, allerdings noch nicht alle gesehen hat. Man wird dann vor einer kritischen Szene in einen "To be continued"- Screen geworfen. 
Meine persönliche Reihenfolge der Enden steht am Ende der Review. Ich gebe natürlich nur die Türen an, durch die man gehen muss.

Man muss also vier Enden sehen bevor man das wahre Ende sehen darf. Ist es das wert? Natürlich ist es das. Dann wird einem erst alles erklärt und alles ergibt hoffentlich einen Sinn. Trotzdem soweit alles aufgeklärt wird fesselt es einen auch lange nach dem Durchspielen und man hat noch eine Menge Dinge über die man nachdenken kann.
Während man in weiteren Durchgängen bereits gelesenen Text vorspulen kann, muss man alle Rätselräume erneut lösen. Ach ja, über die habe ich bisher kein Wort verloren. Hole ich das mal eben nach.
Eines der vielen Rätsel.
Neben den Novelsektionen gibt es noch die „Escape the Room“-Sektion. Der Name ist hier Programm. Man bewegt sich in festen Kamerawinkeln durch die Räume, sammelt Gegenstände ein, kombiniert diese eventuell im Menü und verwendet diese dann. Die Rätsel sind, bis auf wenige Ausnahmen, nicht allzu schwer und mit nachdenken zu bewältigen. Ansonsten kann man auch mit dem Rest der Gruppe sprechen, die geben einem Tipps und Tricks und leiten einen das ein oder andere Mal auf die richtige Fährte. Gegenstände werden nicht von einem Raum zum nächsten genommen. Na gut, sowas wie Schlüssel schon, aber sie werden nicht mehr im Inventar aufgeführt. Heißt also, dass alle Gegenstände im Inventar benutzt werden. Wie eben geschrieben sind alle Rätsel mit ein wenig Grips zu bewältigen, auch wenn's hier und da ist es ein wenig fummelig ist, die richtige Stelle zu treffen. Der Touchpen ist eine große Hilfe, aber zwischendurch gibt es kleinere Probleme. 
Zwei kleine Tipps noch meinerseits: Habt am besten einen Notizblock und Stift dabei. Ich habe mir sowohl für die Rätsel als auch für einige Gespräche Notizen gemacht. Zweiter Tipp wäre ein Taschenrechner. Die Rätsel greifen gerne auf mathematische Probleme zurück und dann hat man gleich einen griffbereit. Zwar gibt es einen Taschenrechner, wenn man auf „Y“ drückt, jedoch geht meiner Meinung nach nichts über einen extra Taschenrechner.

Grafisch überzeugt 999 durch die schicken und gut animierten Charaktersprites. Jeder hat mehrere Sprites, die in den jeweils passenden Gelegenheiten gezeigt werden. Außerdem gibt es wie für Visual Novels üblich spezielle Eventbilder. Das sind dann richtige kleine Artworks. Die iOS Version (soweit ich informiert bin, auch in Deutschland erhältlich) von 999 hat im Übrigen keine Sprites und nur ausgearbeitete Charakterbilder. Dafür wurde allerdings auch fast die gesamte Gameplaykomponente entfernt. Aber gut, es heißt ja auch „999: the Novel“.
Die Eventbilder kommen an den unterschiedlichsten Augenblicken. Als sich Junpei zu Beginn auf dem Schiff im Spiegel betrachtet ist beispielsweise eines zu sehen. Ansonsten kann man mit ein paar Eventbildern pro Pfad rechnen.
Zwar sind die Sprites ganz hübsch anzusehen, die 3D-artigen Hintergründe sind jedoch nur okay. Während das Schiff per se schick und elegant eingerichtet ist, ist die Farbpalette nicht ausgereizt worden. Es kommen viele Braun- und Grautöne vor. Obwohl man auch einräumen muss, dass dadurch die Charaktere durch ihre doch recht bunte Kleidung besser zur Geltung kommen.

Überragend ist bei 999 allerdings wieder im Sounddesign. Geräusche wie das Brechen des Bullauges am Anfang, das Knarzen des Schiffes oder etwas simples wie Schritte schaffen es einen auf beinahe magische Art und Weise in das Spielerlebnis zu führen. Ebenso der Soundtrack. Ein Teil des OSTs erinnert durch metallische Klänge an Silent Hill; bei einem der Main Themes ist wiederrum eine Spieluhr zuhören. Beim Anhören spürt man entweder die Dringlichkeit der Situation oder das noch einiges Ungewiss ist. Mysterien, die man aufdecken muss, während man auf der beinahe panischen Suche nach einem Ausgang ist. 

Leider, oder eigentlich zum Glück, gibt es keine Sprachausgabe. Im Kern wäre es angenehm gewesen eine zuhören, da allerdings die Konsole ein DS ist, ist keine Sprachausgabe besser. Der DS ist nicht leistungsfähig genug Sprachaufnahmen ohne unangenehme Nebengeräusche abzuspielen. Dafür hat jeder Charakter seine eigenen… Soundeffekte, wenn der Text erscheint. Bei den Herren etwas tiefer als bei den Frauen, wo durch man ein Gefühl für die Tonhöhe der Charaktere bekommt. Die Fortsetzung hat im Übrigen eine Sprachausgabe.
Der Drahtzieher: Zero.
Wie das aber bei Visual Novels vermehrt der Fall zu sein scheint, ist 999 nur auf Englisch lokalisiert. Gut, liegt dieses Mal auch daran, dass es nicht in Europa, sondern nur in Japan und Nordamerika erschienen ist. Man kann den US Import im Übrigen ohne Probleme auf einem europäischen DS spielen. 

Ich würde wirklich gerne grünes Licht geben und sagen, dass man mit mäßigen Englischkenntnissen durch kommt, aber das wäre gelogen. Der Sprachgebrauch an sich ist an einigen Stellen etwas gehobener und spätestens wenn Hypothesen von realexistierenden Wissenschaftlern erläutert werden könnte es holprig werden. Wenn man seinen Englischkenntnissen nicht traut und nicht bereit ist mit einem Englischduden an der Seite zu spielen, sollte man die Finger von 999 lassen.

Ansonsten ist 999 wunderbar lokalisiert worden. Jeder Charakter hat gewisse Eigenarten beim Sprechen und verhält sich dem ersten Eindruck entsprechend. Sogar einen der wichtigsten Plottwists haben sie auf den Punkt gebracht. Zwar ist der Twist, wenn man die japanische Version kennt dort etwas sinniger, aber er wurde wirklich so gut wie möglich lokalisiert. Kennt man das Original ist, hat man auch nicht zum Kritisieren.

Was auch hier wieder fehlt ist eine Galerie und ein Soundroom. Sollte man sich den Soundtrack auf YouTube anhören, rate ich davon ab die Kommentare zu lesen. Die spoilern einen ohne Vorwarnung. Stattdessen kann man sich das Introvideo unter dem Punkt "Preview" erneut ansehen. Immerhin das. Wenn ihr ein Ende erspielt habt, solltet ihr immer mit "Begin with Memories" neustarten. Ist besser so, weil dann der Text vorgespult werden kann.

Abschließend kann ich 999 nur empfehlen. Es ist zwar schon einige Zeit her, dass ich es durchgespielt habe, ich zock's zur Zeit, aber es fasziniert mich immer wieder aufs Neue und, wenn ich ganz ehrlich bin, hat es mich noch nicht richtig losgelassen. Wer sich also auf ein cleveres und abwechslungsreiches Lesevergnügen mit Rätseleinlagen einlassen möchte ist hier an der richtigen Adresse.

Empfehlen kann ich in dem Zusammenhang eigentlich die Fortsetzung Zero Escape Volume 2: Virtue’s Last Reward. Es ist erhält für die PS Vita und den Nintendo 3DS.


Reihenfolge, die ich für die Endings am Besten halte:

Ende 3: Door 4, Door 8, Door 6

Ende 2: Door 5, Door 8, Door 1
Ende 4: Door 4, Door 3, Door 2
Ende 5: Door 5, Door 8, Door 6
Ende 1: Door 4, Door 7, Door 1

Sieht vielleicht merkwürdig aus, aber so hat man (meiner Meinung nach) das beste Spielerlebnis. Ende 1 kommt ohnehin immer als letztes, weil es das True End ist.

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